Viel Arbeit wartet auf das Digitalisierungssystem „Automated Digital Archive Migration“ (A.D.A.M.) der WDR mediagroup digital (WDRmg digital). „Insgesamt müssen für den WDR eine Million Video-Bänder digitalisiert werden“, erklärt Friedrich Reusch, Geschäftsführer der WDRmg digital. Der Standard-Industrieroboter A.D.A.M. wird dafür an sieben Tagen in der Woche 24 Stunden im Einsatz sein und pro Jahr rund 40.000 Programmstunden von analog auf digital umwandeln. Zum Vergleich: ein Mensch würde in einem Jahr nur 1500 Programmstunden
A.D.A.M. wird mit einem klassischen Videoband von außen "gefüttert".
Die klassischen Video-Bänder werden von A.D.A.M. nach und nach durch digitale Datenbänder ersetzt. Das spart Platz und Zeit: Ein digitales Datenband kann derzeit bis zu 40 Stunden Programm speichern, die größten klassischen Video-Bänder fassen dagegen nur zwischen 120 und 165 Minuten. Optimiert werden künftig auch Arbeitsabläufe. Die digital abgespeicherten Inhalte können von den Redakteuren direkt aus dem digitalen Archiv abgerufen werden. Kopie-Kassetten zum Ausleihen gehören damit der Vergangenheit an.
Das Endprodukt: ein digitales Datenband, das bis zu 40 Stunden Programm speichern kann.
Das neue Digitalisierungssystem A.D.A.M. birgt auch als zusätzliches Geschäftsfeld viel Potenzial. Die anderen Sender aus dem ARD-Verbund sowie viele Produzenten stehen ebenfalls vor der Herausforderung ihr Archivprogramm zu digitalisieren. Weltweit gibt es bislang nur zwei A.D.A.M.-Roboter: Der Prototyp befindet sich in Lugano und gehört dem Schweizer Fernsehen. Das zweite Exemplar wurde extra für die Digitalisierung des WDR-Archivs hergestellt. Für die Anfertigung hat die WDRmg digital einen siebenstelligen Betrag investiert. Entwickelt und produziert wurde A.D.A.M. von der Firma Jordi in Dietikon (Schweiz).
Im Gespräch: Hans-Peter Klösges vom WDR.
Kurzinterview mit Hans-Peter Klösges, Leiter D+A-(Dokumentation + Archive) Logistik beim WDR:
Im Gespräch: Hans-Peter Klösges vom WDR. Seit Anfang des Jahres digitalisiert der Industrieroboter A.D.A.M. das WDR-Archiv. Was leistet A.D.A.M.?
A.D.A.M. leistet zwei wichtige Aufgaben: Erstens wird der Bestand der WDR-Programminhalte durch die Digitalisierung dauerhaft gesichert. Die klassischen Videobänder lassen sich nicht ewig ohne Schäden aufbewahren. Man schätzt eine Lebensdauer von 30 Jahren. Danach setzt der Verfallsprozess ein, ähnlich wie bei Fotos, die vergilben.
Zweitens werden durch die Digitalisierung Arbeitsabläufe verbessert und beschleunigt. Das digitalisierte Archivmaterial kann im modernen digitalen Produktionsumfeld direkt eingesetzt werden.
Das zeitaufwändige Anfertigen und Ausleihen von Kopien fällt also weg.
Ja, genau. Die Mitarbeiter in der Produktion müssen für die Redakteure künftig keine Kopien mehr herstellen, die dann im Archiv gelagert und bei Bedarf ausgegeben werden. Dies spart viel Platz. In einem vernetzten Archiv und digitaler Produktion können sich die Redakteure das Archivmaterial dann direkt an ihrem Rechner ansehen und bei Bedarf an ihren Schnittplatz schicken. Alle Redakteure können jederzeit auf alle Inhalte zugreifen. Wartezeiten aufgrund der Ausleihe wie bei den klassischen Videobändern wird es in Zukunft nicht mehr geben.
Wie arbeitet A.D.A.M.?
Der Roboter A.D.A.M. arbeitet in einem speziell für ihn angefertigten Raum. Ihn umgeben Fächerwände, in denen bis zu 470 Videokassetten lagern können. Auf diese greift er selbst zu. Vor der Digitalisierung reinigt er jedes Band und kopiert die Inhalte mittels einer MAZ-Maschine auf ein digitales Datenband. Ist die Kassette digitalisiert, stellt er sie zurück in die Kassettenfächer. A.D.A.M. kann so bis zu drei Tagen autonom arbeiten.
Solange also, bis die Fächer wieder mit neuen Kassetten aufgefüllt werden müssen?
Stimmt. Denn ohne menschliches Zutun kann der Roboter natürlich nicht arbeiten. Er wird regelmäßig von einem Operator mit neuen Bändern versorgt. Aus Sicherheitsgründen hat der Operator aber keinen direkten Kontakt mit dem Roboter. Ähnlich wie beim Fahrkartenkauf, bei dem der Kunde sein Geld in eine Drehkasse legt, schiebt auch der Operator die Bänder in ein Drehkarussell hinein. Der Roboter nimmt sie auf der anderen Seite heraus und legt sie nach getaner Arbeit wieder zurück.
Vielen Dank für das Gespräch.
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