Nachholbedarf bei Privatsendern: Interview mit Daniel Büter vom Deutschen Gehörlosen-Bund
Daniel Büter ist Präsidiumsmitglied beim Deutschen Gehörlosen-Bund e.V., außerdem Fachbeiratsleiter für barrierefreie Technologie und Bundesreferent für barrierefreie Medien.
Wie beurteilen Sie die Angebotsbreite an barrierefreien TV-Programmen im deutschen Fernsehen? Mit Untertitelungsquoten zwischen 70 und 90 Prozent gibt es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD, ZDF sowie fast allen Dritten Programmen eine sehr freudige Entwicklung. Dagegen blieben die Spartensender wie Phoenix oder Arte weit hinter den Erwartungen zurück. Selbst die großen Privatsender schließen Menschen mit Hörbehinderung mit ca. einer untertitelten Sendung pro Tag noch weitgehend vom Programmangebot aus.
Welche Vorteile bringt die Verlängerung der Programme ins Internet mit sich? In den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender kann man inzwischen die Untertitel wahlweise hinzuschalten. Einige Sendungen werden auch mit hinzuschaltbarer Gebärdensprache angeboten. Der große Vorteil ist, dass man zeitlich unabhängig ist und anschauen kann, wann man möchte, auch wenn die Sendungen nur eine begrenzte Zeit online sind.
In der WDR-Mediathek stehen viele Programme optional mit Übersetzung in Gebärdensprache bereit.
Wie sind reine Online-Plattformen im Vergleich zu TV-Sendern aufgestellt? Eine Spitzenposition nimmt Netflix ein, da alle Sendungen untertitelt sind. Es ist zudem sehr einfach zu bedienen. Bei Amazon Prima ist noch ein großer Teil nicht untertitelt und somit nicht barrierefrei. Auf Youtube lassen sich Untertitel (per Spracherkennung) automatisch generieren, allerdings lässt die Qualität oft sehr zu wünschen übrig.
In welchen Bereichen vermissen Sie besonders weitere barrierefreie Angebote? Bei den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern vermissen wir die Untertitelung der Ankündigungen zur bevorstehenden Sendungen, Vorschauen und Werbespots. Bei den Privatsendern vermissen wir eine entsprechende Verpflichtung zum Ausbau des barrierefreien Angebots im Rundfunkstaatsvertrag, da sie mit einer Untertitelungsquote von ca. 5 Prozent weit hinter den Erwartungen zurückliegen. Wir vermissen auch gebärdensprachliche Angebote im TV. Denn mit Ausnahme des Senders Phoenix lagern fast alle öffentlich-rechtlichen TV-Sender die gebärdensprachlichen Angebote ins Internet aus.
Im TV dominiert zurzeit noch die Untertitelung als einziges barrierefreies Angebot für hörbeeinträchtigte Menschen.
Welche Anregungen haben Sie im Hinblick auf die Qualität von Untertiteln und Gebärdensprache-Übersetzungen im TV und online? Die Qualität von Untertiteln ist bei vorproduzierten Sendungen dank gemeinsamer Richtlinien viel besser geworden. Es wäre schön, wenn sich die Privatsender ebenfalls diesen Richtlinien anschließen würden. Bei Live-Sendungen werden die Untertitel noch immer stark verzögert und verkürzt wiedergegeben. Die Qualität der Gebärdensprachübersetzungen ist sehr gut. Nur beim Bundestagsauftritt sind die Gebärden gegenüber dem Ton um 10 Sekunden versetzt, aber man arbeitet dort an einer Lösung.
Wie schneidet Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern ab? In England zum Beispiel sind die TV-Sender verpflichtet, ein barrierefreies Programm anzubieten. Während hierzulande die öffentlich-rechtlichen Sender noch mithalten können, liegen die Privatsender – im Vergleich zu England – weit zurück.
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